Rennbericht Misano

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Das Wochenende in Misano war ein schönes Stück Arbeit, es ist halt nicht ganz so einfach von null auf hundert … sich einfach in ein Auto reinzusetzen und in einer Meisterschaft mitfahren zu wollen, wo die meisten schon zumindest ein Jahr aktiv unterwegs sind und glauben, dass man auf Augenhöhe mitfahren kann. Das spielts dann leider doch nicht ganz – oder doch?

Also zuerst einmal ist es so, dass ich die Strecke gar nicht kannte, die anderen dort schon Rennen gefahren sind und heuer einen Ginetta-Testtag hatten. Der Kurs in Misano ist schön, hat wenige schnelle und einige langsame Kurven. Langsame Kurven sind nicht so mein Ding, auch wenn Alexander Wurz 1998 gemeint hat, dass ich in den langsamen schneller bin als er (allerdings in seiner damaligen Karthalle *g*). Andererseits sind die schnellen Kurven richtige Mutkurven, da danach immer eine langsame Kurve kam – das setzt Vertrautheit mit dem Auto voraus. Misano hat auch noch eine eigene Art der Streckenbegrenzung … die Curbs sind superflach, dahinter ist noch ein Grasteppich … man kann also extrem innen fahren.

IMG_1526Das erste freie Training (20 Min) diente nur zum Strecke kennenlernen. Da hatte ich ungefähr 1,8 Sek. Rückstand (bei Rundenzeiten um ca. 1:45 Minuten) auf meinen Teamkollegen Florian Renauer (immerhin derjenige mit der allerschnellsten Trainings- und Rennrunde), das war ok.
Im zweiten dachte ich, dass ich nun alles besser umsetzen könnte, aber irgendwie wars nicht so. Das heißt, es war schon so, ich fuhr um 0,8 Zehntel schneller, allerdings konnte Flo noch 1,1 Sek. schneller als vorher fahren, der Abstand war somit über 2 Sek.! Mein Problem war, dass ich keine saubere Runde zu Stande bekam, die einzelnen Sektorenzeiten waren aber durchaus ok, auch wenn mir trotzdem knapp über 1 Sekunde auf meinen Teamkollegen gefehlt hätte.

In meinem samstägigen Qualifying wollte ich dann alles richtig machen. Leider steckte ich in meiner ersten gezeiteten Runde gleich mal im Verkehr. Nachdem selbst die langsamsten im Qualifying eine Art Kampflinie fuhren, hab ich mich entschlossen einfach den Abstand zu vergrössern und dann eine schnelle Runde hinzulegen, womit man aber gleich wieder eine Runde verliert. Leider war der gewählte Abstand doch zu gering, ich fuhr just in der schnellen Runde wieder auf die Langsamen auf, ließ mich noch einmal zurückfallen – und dann wieder das gleiche Problem. Es war zum Haare raufen! Dann entschloss ich mich, den Gegner zu überholen. Das kostete auch eine Runde, weil sich der eben gewehrt hatte und mich einbremste – somit war die nächste Runde im Eimer. Leider bekam ich gleich danach ein “IN” von der Box, wollte es eigentlich ignorieren (ich hatte ja jetzt freie Fahrt), aber weil ich in der vorletzten sehr langsamen Kurve einen Fehler hatte, entschloss ich mich doch in die Box zu fahren. Nach einem Luftdruck-Check und kurzen Worten mit dem Teamchef, wollte ich nochmals zum Angriff blasen. Leider waren just wieder zwei Gegner in Sichtweite – um ja nix falsch zu machen, hab ich gleich Abstand gelassen, dachte aber dass eine halbe lange Gerade selbst zu den Langsamsten reichen müsste. Nur wars das nicht … in der letzten möglichen Runde wurde ich wieder blockiert (vermutlichen war der Gegner schon auf dem Weg zur Box) – womit der für mich katastrophale 11. Rang besiegelt war. Rein von der Rundenzeit konnte ich zwar wieder 0,7 Sekunden aufholen, aber das war mit neuen Reifen nicht genug.

Meine Stimmung war für den Abend im Keller. Ich wollte am liebsten im Boden versinken, heim fahren oder sonst was. Aber aufgeben ist auch nicht meins, also hab ich mich für das Rennen motiviert, alles noch einmal, zweimal, dreimal durchgedacht, meine Fehler gesucht und relativiert.

Allerdings schwanden meine Hoffnungen auf ein halbwegs vertretbares Ergebnis, als ich die ersten Rennen gesehen habe. Misano ist kein einfacher Kurs zum Überholen, wenn der vordere keinen gröberen Fehler macht, so gut wie unmöglich – selbst wenn der um eine Sekunde langsamer ist. Auch Florian hatte das einsehen müssen … er war zwar aus der Pole Position gestartet, verlor aber beim fliegenden Start eine Position und als Zweiter hinter dem Führenden in rundenlangen Zweikämpfen die Geduld – was in einem selbstverschuldeten Dreher endete – allerdings konnte er immerhin den zweiten Rang heimbringen. Also wie sollte ich da viele Positionen gutmachen?

Mein Rennen war dann das allerletzte dieses Tages und das Wetter wurde immer schlechter. Es nieselte schon zwei Stunden zuvor, aber der Asphalt wurde nicht einmal feucht. Das änderte sich kurz vor meinem Rennen, alle Gegner setzten auf Regenreifen – ich überlegte, ob ich es nicht auf Slicks riskieren sollte … von dieser Position aus kann man nichts verlieren, aber massiv gewinnen. Also fuhr ich mit den Slicks zur Startaufstellung … bemerkte aber auf dem Weg dorthin, dass dies keine gute Entscheidung war und steuerte noch einmal die Box an, um schnell auf Regenreifen zu wechseln. Die Challenge der Mechaniker war, dass sie mich noch vor Rot werden der Boxenampel rausbringen, sonst müsste ich das Rennen aus der Box starten und mit Abstand von ganz hinten erst auf die Letzten aufholen, überholen usw. – Gott sei Dank schaffte ich es 3 Sekunden zuvor hinaus zur Startaufstellung.

Es wäre sowieso vertrottelt gewesen – ich wünschte mir schon vor der Hinfahrt nach Misano ein Regenrennen, dann hab ich das Glück, das einzige Regenrennen des Wochenendes auszufassen und würde dann auf Slicks gegen Gegner auf Regenreifen antreten …

Auf alle Fälle war dann der Start zum Rennen … und ich muss sagen, dass ich am Anfang sehr großen Respekt vor den anderen Autos hatte. Erstens wedelten alle mehr oder weniger kontrolliert vor mir herum, andererseits musste ich die Ginetta selbst einmal im Regen kennenlernen – das Vergnügen hatte ich ja bis dahin nicht – von der Strecke im Regen (Stichwort Regenlinie) red ich gar nicht. Jedenfalls wars mir extrem wichtig, das Auto heil heim zu bringen, weil das hätte das bis dahin wenig rühmliche Wochenende massivst verschlechtert. In der Einführungsrunde rutschte dann ein Gegner von der Strecke und zerstörte sich die Front sehr actionreich (mit wegfliegender Motorhaube) in der Mauer – das brachte eine weitere Runde hinter dem Safty-Car (das auch den Start freigibt) und mir letztendlich eine Warnung vor all zu mutigen Manövern. So fuhr ich nach der Freigabe des Rennens einmal auf meiner 11. – nein nach dem Unfall in der Einführungsrunde auf dem 10. Rang hinter den anderen her. Den Abstand konnte ich leicht kontrollieren, für den ersten Angriff hab ich einmal ein wenig Erfahrung sammeln müssen, was wo geht. Dann wollte ich keine Zeit mehr verlieren und machte auf den 9. Druck. Der fuhr Kampflinie, letztendlich gelang es mir aber in einer langsamen Kurve ihn auszubeschleunigen. Trotzdem fuhr er mir noch seitlich ins Auto – netterweise ohne Spuren zu hinterlassen. Die nächsten zwei holte ich mir gleich innerhalb einer Runde, war somit auf Rang 7. Der sechste hatte schon ein bisschen Abstand, allerdings war ich in dieser Phase des Rennens der drittschnellste und konnte bald aufschließen. Nach einem kurzen Geplänkel und erfolgreichen Überholmanöver, lag ich auf dem 6. Rang, den fünften in Sichtweite. Auch diesen Abstand konnte ich rasch verringern – am Anfang der letzten Runde war ich direkt hinter ihm. Da passierte mir dann ein kleiner Ausrutscher, womit ich erst wieder in der letzten Kurve einen Angriff starten konnte … leider hats nicht mehr gereicht ihn zu überholen. Allerdings war der sechste Rang durchaus eine gelungene Schadensbegrenzung.

Auch mein Gemüt war wieder zurecht gerückt – erstens kann ichs also doch noch und zweitens sind wir in der Teamwertung jetzt auf dem sensationellen zweiten Rang! Nun bin ich für die nächsten Rennen maximal motiviert. Ich denke, es ist doch nicht soo leicht nach über 8 Jahren Rennwagen-Pause einfach wieder einzusteigen und Top zu sein. Außerdem bin ich froh, dass die Meisterschaft einen guten sportlichen Wert hat, das motiviert mich letztendlich doppelt. 😉

Danken möchte ich jetzt noch meinem Team Renauer Motorsport, dass sich so derartig bemüht und wirklich ein tolles Rennservice bietet. Auch meinem Teamkollegen Florian Renauer möchte ich meine Hochachtung ausdrücken, der ist richtig schnell.

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